Die
erste Hälfte meiner Zeit in Singapur ist vorbei und ich
bin noch immer ziemlich beeindruckt von den ganzen
Eindrücken, die ich hier sammeln kann.
Die
Reise begann am 11. August gegen 5 Uhr am Düsseldorfer
Flughafen. Nachdem das Gepäck bis Singapur durchgecheckt
war, konnte der erste „kleine Flug“ nach Frankfurt
starten. Dort wurde ich von Klaus, meinem Trainer, und
Florian, dem anderen Segler, in Empfang genommen und
zusammen holten wir unsere Tickets nach Singapur ab. Ein
Großteil des deutschen Teams hatte sich dort bereits
versammelt, wie man unschwer erkennen konnte, da alle
die Teamkleidung trugen. Bisher kannte ich noch
niemanden von ihnen, aber beim lustigen „
Sportarten-Raten“ macht man schnell neue Bekanntschaften.
Der
12-stündige Flug war für mich eine ganze neue Erfahrung,
weil ich noch nie so lange geflogen war, aber viele
Filme, andere Sportler, und auch der Schlaf ließen die
Zeit „wie im Flug“ verstreichen. So kam der erste Teil
des deutschen Teams gegen 16 Uhr Ortszeit (10 Uhr
deutsche Zeit) am Flughafen an und wurde wirklich sehr,
sehr herzlich von Schülern der deutschen Schule und
anderen Einwohnern in Empfang genommen. Sie hatten
Banner auf deutsch und englisch geschrieben und
unterhielten sich viel mit uns. Manche sprachen sogar
ein bisschen deutsch, und nach vielen Erinnerungsfotos
gab es den ersten Klimaschock für uns, denn wir
verließen den klimatisierten Flughafen und standen in
ungefähr 35° schwül-heißer Luft.
Im
Olympischen Dorf wurde das gesamte Gepäck und auch jedes
Teammitglied durchleuchtet. Dieses Prozedere war anfangs
etwas ungewohnt und auch ein bisschen unangenehm, weil
es doch daran erinnert, dass bei so einer großen
Veranstaltung viel passieren kann- nicht nur sportlich.
Generell ist das Dorf sehr gut abgesichert: ein hoher
Zaun ist um das gesamte Gelände gezogen, überall stehen
Wachposten, jedes Mal, wenn man das Dorf betritt wird
man durchleuchtet und auch die Busse, die die Sportler
zu ihren Veranstaltungsorten bringen, werden genau
angeschaut. Deshalb ist dieses leicht beklemmende Gefühl
vom Anfang mittlerweile einem beruhigendem Gefühl
gewichen, da es die Gewissheit gibt, dass jemand
aufpasst.
Die
Unterkünfte sind umgebaute Studentenwohnheime mit
Zweier-Zimmern und das gesamte Gelände ist unglaublich
riesig. Der Village Square ist der eigentliche Hauptteil
des Dorfes. Dort sind die Essenshallen, Informationen,
Zelte, in denen sich jedes Teilnehmerland vorstellt, und
eine große Bühne. Im deutschen Zelt steht eine Fotopuppe
mit einem bayrischen Paar in Lederhose und Dirndl, was
mich doch etwas zum Grinsen gebracht hat.
Die vielen Nationen und das ganze Leben im olympischen
Dorf sind vollkommen anders als die Erfahrungen, die ich
bisher bei Regatten machen konnte. Es ist wirklich toll,
wie viele unterschiedliche Kulturen hier auseinander
treffen und dabei auch einfach alle so nett sind.
Auch die
Organisation ist super, es sind ganz viele Helfer da,
die immer am lächeln sind. Wenn man sich nach dem Weg
erkundigt, dann erklären sie ihn nicht nur, sondern sie
bringen uns direkt hin. Das Zurechtfinden generell ist
etwas schwieriger, weshalb ich schon häufiger auf die
netten Helfer angewiesen war.
Am
Freitag, 13.08., nahmen wir unsere Charterboote in
Empfang und hatten die erste Trainingseinheit im Byte
seit mehreren Monaten. Anfangs war es etwas ungewohnt,
aber wie sollte es sonst sein?! Das Besondere an den
Booten ist, dass wir nur die Nationalkennzeichen, die
deutsche Flagge und den Nachnamen im Segel haben, was
wirklich super aussieht, wenn man das gesamte Feld
sieht.
Am 14.
August war Tag der Eröffnungsfeier. Ich hatte mich schon
lange drauf gefreut und ich kann nur sagen, zu Recht. Es
war wirklich unglaublich gut organisiert und ein
unvergessliches Erlebnis. Ich glaube, mir wird besonders
der Moment des Einzugs in die Arena in Erinnerung
bleiben, weil man von ganz unten nach oben zu den
tausenden von Zuschauern hochschaute. Die Stimmung war
super, alle waren am jubeln und es war ein riesige
Feier.
Montag
segelten wir noch ein paar Trainingswettfahrten,
Dienstag gab es das Practice Race, das jedoch wegen zu
wenig Wind abgebrochen werden musste.
Am 17
August begannen nun die Rennen, denen ich schon lange
entgegen gefiebert hatte. Es waren ungefähr 5-8 Knoten,
in Böen auch 10 Knoten, mit Sonnenschein. Nach kurzer
Startverschiebung ging es aufs Wasser und das erste
Rennen wurde angeschossen. Nach einem wirklich guten
Start konnte ich mich unter den ersten 5 an der Tonne
wiederfinden. Auf der zweiten Kreuz setzten sich die
Schweizerin, die Niederländerin und ich von der
restlichen Gruppe ab und ich konnte beide
glücklicherweise auf dem Vorwind überholen. Das Gefühl
als erste die Ziellinie zu überqueren und das erste
Rennen der YOG zu gewinnen, das erste Rennen im Byte
überhaupt, ist unbeschreiblich. Das zweite Rennen
verlief nach einem guten Start wirklich gut. Mein
Bootsspeed war schnell und es machte viel Spaß zu
segeln. Am Ende des Tages lag ich mit 3 Punkten auf
Platz 1 und die Freude war groß.
Am 18
August begann der Tag im Hafen mit Monsunregen. Etwa
eine Stunde stürmte es und man sah kaum die Hand vor
Augen, weil es so stark regnete. Doch nachdem sich
dieser gelegt hatte, segelten wir zwei weitere Rennen.
Nach dem ersten Start rundete ich die Luvtonne als 7.,
doch im Laufe des Rennens konnte ich mich bis auf Platz
2 vorarbeiten. Das zweite Rennen war sehr ärgerlich für
mich. Ungefähr 15 Sekunden vor dem Start fuhr mir ein
Boot auf Steuerbord, also ohne Wegerecht, seitlich ins
Boot und mein gesamter Start war versaut. Als ich
endlich gestartet war, konnte ich leider das gesamte
Feld von hinten sehen. Doch nach einer guten zweiten
Kreuz konnte ich mich glücklicherweise noch auf den 18.
Platz „retten“, schade war es trotzdem. Am Ende des
Tages lag ich auf Platz 2 hinter Österreich.
Am Tag
darauf war unser erster freier Tag und eine
Singapurstadttour und ein bisschen shoppen standen auf
dem Plan.
Der
nächste Segeltag begann mit gutem Wind, sodass ich das
erste Rennen mit Platz 5 beenden konnte. Auch das zweite
Rennen war bis zum ersten Vorwind wirklich gut. Ich lag
auf Platz 6, als ich leider von der Jury eine „yellow
flag“, so etwas wie eine gelbe Karte, bekam und zwei
Strafdrehungen machen musste. Hinter mir war eine recht
große Gruppe von Seglern, sodass ich an der Bahnmarke
auf Platz 16 lag. Den Rest des Rennens konnte ich mich
nur noch auf Platz 11 vorarbeiten, aber zumindest hat
auch dieser Tag eine neue Erfahrung gebracht.
Heute
war leider kein Wind, deswegen verbrachten wir die rund
6 Stunden im Hafen mit Lesen, sich mit anderen Seglern
unterhalten und Fotos schießen.
Aber auch das hat Spaß gemacht. Der Abend endete mit dem
„Champions-Chat“ bei dem Barbara Kendall (11-fache
Weltmeisterin im Surfen aus Neuseeland) und Wilson
Kipketer
(Läufer
aus Dänemark, der seit 13 Jahren den Weltrekord über
800m hält) über ihre Erfahrungen und Erfolge, aber auch
Misserfolge, erzählten.
Morgen
ist unser zweiter freier Tag, auf den ich mich auch
schon freue.
Bis dann
und
vielen lieben Dank für all die guten Wünsche und das
Daumendrücken
Constanze